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Einer, der auszog um zu helfen – ein Tagebuch von Lars V.

mdorozalla

Aktualisiert: 22. Nov. 2022




Freitag, 14. Oktober 2022


Auf gehts in das Land der Wohnwagen und Tulpen. Was wir dort heute erleben durften unbeschreiblich, eigentlich besser als manche Serie. Dr Bierbaum ein quirliger alter Mann löst seine Spenden auf. Uff ja das war richtig Arbeit und ein Wahnsinn was wir alles mitnehmen konnten. 500 Decken waren auch dabei.

Unglaublich was Dr. Bierbaum da so alles angesammelt hat, aber vieles davon kann und wird helfen. Es war ein langer Tag und jeder ist fertig für heute.


Samstag, 15. Oktober 2022


Nach Stunden des Packens und hitzigen Diskussion und einem heftigen Rums, sind wir alle fertig und müde. Bei einigen liegt noch die Exkursion zu Dr. Bierbaum und seinen Exoten in den Knochen.

Naja nach einer freundschaftlichen Umarmung und einem gemeinsam geplanten Abendessen, wird der Tag noch ein krönendes Ende finden.

Ich werde übrigens meinen Chef nochmals fragen ob ich mit kann.

Ich habe wieder gemerkt wie gerne ich diese Tour mitfahren würde, auch Gunther sagte nochmal, daß Plätze frei sind. Bin gespannt ob es klappt.

PS: 500 Decken sind tatsächlich 1.800 Decken.


Montag, 17. Oktober 2022


Ich fahre mit, Chef sagt ja. Wahnsinn es klappt doch. Das muss ich erstmal verarbeiten, ich habe die Möglichkeit das Projekt der Feuerwehr, wofür ich wirklich brenne und was mir richtig etwas bedeutet, zu Ende zubringen, vor Ort. Einfach unglaublich.


Mittwoch, 19. Oktober 2022


Vorstandssitzung, Hauptthema unsere Fahrt in die Ukraine. Es klingt alles doch recht spannend und es denkt sich so unwirklich was man so hört. Es gibt einige gute Ideen wie wir unsere gemeinsame Tour für jeden transparent gestalten können. Ich spüre den bohrenden Blick meiner Frau als es um Kiew und einen Besuch der Stadt geht. Aber auch Stephan bekommt diesen Blick ab.

Noch kaum zu glauben das ich mitfahre, klingt es verstörend wenn ich behaupte das ich mich freue?!?

Keine Ahnung wie man es sonst ausdrücken soll.

Egal es klingt alles plausibel und gut was geplant wurde und außerdem, auch wenn er es wahrscheinlich nicht hören möchte, ich vertraue Gunther und seiner Erfahrung. Ist ein wenig wie das Löschgruppenführer-Vertrauen.


Donnerstag, 20. Oktober 2022


23:45 Man liegt wach und fragt sich wie wird es sein? Was wird man erleben, welche Eindrücke werden auf einen einprasseln….. ich bin gespannt und freue mich auf den Trip.

Sonntag, 23. Oktober 2022


Heute war Fahrertreffen und Fotoshooting.

Schon Wahnsinn unsere Fahrzeuge und ihre Beladung. Wir können alle stolz sein auf das, was wir bisher

geleistet haben. Das schöne ist so viele tolle Menschen dadurch kennengelernt zu haben.

Naja die Spannung steigt, keine ganze Woche mehr und es geht los


Montag, 24. Oktober 2022


Mein Reisepass ist da, es kann also los gehen. Noch 5 Tage bis zum Start. Ob ich Angst habe, fragte mich heute ein sehr guter Freund….. Angst ist das falsche Wort, Respekt vor der Aufgabe und den Erlebnissen die Worte trifft es wohl eher. Ich bin positiv gespannt.


Dienstag, 25. Oktober 2022


Fahren wir mal ins Siegwerk eben was holen, das hat leider nicht ganz funktioniert.

Aber es wird noch nach unserer Tour. So konnten Stephan und ich endlich MAL Feuerwehrauto fahren.

Noch ne Stunde hier und da geschraubt und unsere Lotte II nähert sich mit großen Schritten der Fertigstellung für die große Fahrt.

Es bleibt spannend.


Mittwoch, 26. Oktober 2022


Eishockey Time, einfach Eishockey. Heute mal kein Packen oder Organisieren. Der Rest der Truppe sitzt gerade beim leckeren Essen.

Die nächsten Tagen werden spannend.


Donnerstag, 27. Oktober 2022


Einkaufen Proviant für ein paar Tage und Nervennahrung. Packen der Tasche das auch alles dabei ist. Aufregung ist noch wie zum Urlaub, man weiß das es eine lange Fahrt wird.


Freitag, 28. Oktober 2022


Die Sachen sind schonmal auf dem LKW, Essen und Klamotten sicher verstaut. Die letzten Handgriffe am Löschfahrzeug und Rolladen zu. Familienzeit mit Frau und den Kindern.

Marc war mit Frau da auf ein Bier, leckere Würstchen im Schlafrock haben sie als Proviant mitgebracht. Marcel kam auch vorbei mit dem RTW um Erfolg zu wünschen und nochmal etwas zu quatschten. Sind schon mega die Männers.


Samstag, 29. Oktober 2022


Tschüss Familie, Küsschen und Umarmung für meine Frauen. Die Mädels sind schon Mega – kann Man(n) stolz drauf sein.

Mein Vater fährt uns nach Sankt Augustin, dann geht alles zügig und wir sind auf der Bahn. Auf gehts es…….

Aufgeregt, ach wooooo, ok ein wenig.

Immer tiefer Richtung Osten, wir fahren an Gera, Dresden und Bautzen vorbei. Die Fahrt ist gut und ohne große Probleme, für die meisten zumindest

Die Landschaft ist beeindruckend und voller Natur.

In Görlitz angekommen befinden wir uns in Niederschlesien auf Polnischer Seite. Das Hotel ist schön und Rustikal, das Essen ist richtig gut. Bei einem oder zwei, drei Bier wird nochmal der Tag resümiert und die bevorstehenden Tage durchgesprochen.

Naja morgen früh geht es nach dem Frühstück zeitig los…….Gute Nacht


Sonntag, 30. Oktober 2022


Guten Morgen, Tag 2 auf gehts zum gemeinsamen Frühstück.

Frisch gestärkt geht es zum Tanken, ein echtes Highlight muss man mal machen, nun liegen gute 650 km vor uns. Polen ist schon ein beeindruckendes Land. Eigentlich sehen wir die ganze Zeit nur Wald und grün. Man könnte es den Amazonas Europas nennen, aber Spaß bei Seite es ist schön was man am Rande des Weges sieht; noch gut 160 km dann ist es für heute geschafft. Angekommen im Hotel Perla, jetzt frisch machen und dann etwas essen.

PS: wir haben eine schöne Erinnerung von Gunther bekommen.


Dienstag, 1. November 2022


Welcome to Ukraine.


Was soll ich sagen, es ist irgendwie alles surreal.

Auf der einen Seite saßen wir am ersten Tag in der Ukraine in einer Tankstelle und erfreuten uns den Annehmlichkeiten dort vor Ort. Und nun 24h später sitzen wir an einem Ort an dem Menschen fürchterliches durchleiden mussten. Befreiung nannte Russland diese sogenannte Spezial Operation.

Befreiung von was? Von Existenzen einfacher Menschen wie du und ich? Unglaublich was wir zu sehen bekamen. Soviel unnötige Zerstörung entlang unserer Strecke. Soviel unnötiger Hass, soviel unnötige Dummheit eines Aggressors.

Wir sind nur zum Ziel gefahren und haben dort geparkt. Und dennoch hat man so einiges gesehen. In den nächsten Tagen werden wir unsere Ausbildung der Feuerwehr vollziehen.


Dienstag, 1. November 2022


7:30 Frühstücken und dann los, ja das ist nunmal kein Urlaub hier. Wir fahren über Land und streifen verschiedene Dörfer, kleinere Städte. Es ist stellenweise ein Spiel der Gegensätze, alte Häuser und neue Hotels oder Restaurants. Beeindruckend sind die Checkpoints die meisten leer, aber sie zeugen davon, wie sehr die Menschen hier für ihr Land und ihr Dorf einstehen. Den Mut den man hier spürt, den Stolz den man hier sieht lässt erahnen, mit welcher Entschlossenheit die Ukrainer an die Sache heran gehen.

Man muss das Ganze auf sich wirken lassen….

Angekommen an unserem Ziel, wir haben es geschafft. Der Empfang ist herzlich, unsere Zimmer und das Hotel sind wow. Alle warten

auf uns Bürgermeister und Sohn, unglaublich. Mykola und einfach jeder die wir vom hören sagen kennen sind da. Wir essen und trinken gemeinsam genießen die Zeit und planen unsern nächsten Tag.


Mittwoch, 2. November 2022


Guten Morgen Ukraine, eine wirklich ruhige und erholsame Nacht verbracht. Es war auch ein bisschen nötig nach den Strapazen der letzten Tage.

Nach einem leckeren Frühstück geht es nun los, und wir übergeben das Feuerwehrauto und unsere Spenden.

Auf die Kameraden bin ich gespannt und freue mich auf die Ausbildung.

Wir fahren gemeinsam zum Rathaus, dort warten schon viele ganz gespannt. Wow der erste Eindruck zählt und der ist sehr gut. Es sind glückliche Gesichter die man sieht. Nach einigen Fotos und Ansprachen übergibt Gunther die Fahrzeuge offiziell.

Wir starten mit den Männern der Feuerwehr zu ihrer Wache, dort zeigen wir ihnen das Auto und erkläre die Funktionen. An einem See werden Saugpumpe und Wasserabgabe geprobt. Auf einem Dorfplatz probieren die Männer einmal alles selber aus. Wir stehen für Fragen bereit, jedoch ist unsere Hauptaufgabe in diesen Momenten die Kinder des Dorfes mit unseren Helmen ins Staunen zu versetzen. Es gibt lecker Mittag bei Feuerwehrchef persönlich daheim. Nach der Ausbildung sitzen wir Abends gemeinsam mit unseren Freunden zusammen. Unser Kölsch eigens für den Abend mitgenommen kommt sehr gut an.

Das war ein wirklich emotionaler und toller Tag.


Donnerstag, 3. November 2022


Das war heute der für mich emotionalste Tag. Heute haben wir gesehen was dieser sinnlose Krieg angerichtet hat.

Innerlich arbeitet es, sprachlos, fassungslos, keine Worte…..

Auf der ganzen Reise haben wir noch nie so geschwiegen wie jetzt auf den Weg ins Hotel. Die Tränen in den Augen war heute ein ständiger Begleiter bei einigen von uns.

Der Drang zu helfen weiter zu machen und nicht stehen zu bleiben brennt in der Seele wie ein unkontrolliertes Feuer.

Jetzt erst Recht und umso mehr…….

Wenn wir morgen Richtung Heimat fahren und unsere Liebsten wiedersehen, lassen wir liebgewonnene Menschen zurück. Ich weiß nicht wieviele ich in den letzte zwei Tagen umarmt habe, ich weiß nur das ich hoffe das einer von oben auf sie aufpasst.

Wenn ich daheim bin werde ich über heute und die Feuerwehr mehr schreiben um zu zeigen was wir tun und warum wir das tun.

Ich denke in ein paaren Tagen für mich alleine, werde ich anfangen, alleine, dafür das keiner derer hier vor Ort vergessen wird.


Freitag, 4. November 2022


Nach einer nachdenklichen Nacht startet der neue Tag sehr früh. Kurzes Frühstück und los geht es, die Heimat ruft.

Wir kommen gut durch, es holpert an manchen Ecken. Die ein oder andere Sehenswürdigkeit am Straßenrand wurde noch mitgenommen.

Reichlich geschüttelt kommen wir an der Grenze an, sowohl auf der Ukrainischen als auch auf der Polnischen Seite geht es dank freundlichen und bemühten Mitarbeitern zügig und unkompliziert voran.

Wir fahren noch etwa gut 250 km nach Kattowitz um dort die letzte gemeinsame Nacht zu verbringen. Morgen dann Endspurt nach daheim. Endlich die Familie in den Arm nehmen und seine Eindrücke teilen.

Besonderen Dank am heutigen Tag gilt MTB Adventure Tours für die tolle Fahrt und der netten Rennleitung auf polnischer Seite.

Es war trotz Fahrerei ein toller Tag, man merkt im Auto den Zusammenhalt und wie die letzten Tage uns alle zusammengeführt hat.


Samstag, 5. November 2022


the same procedure as every day…..nach einer erholsamen und kurzen Nacht, ein kleines Frühstück und los. Wir treffen unsern Stephan der aufgrund von Platzmangel mit dem LKW außerhalb parken und nächtigen musste, um uns kurz zu besprechen. Nach einem Kaffee starten wir los auf unsere letzte Etappe nach Hause.

Nach Hause zu fahren und zu wissen, daß dort jemand auf dich wartet, ist schon viel wert. Ein zu Hause zu haben, in das man wiederkehren kann, ist ein Segen. Wie wir alle die letzten Tage sehen konnten, ist das nicht für jeden möglich. Für viele gibt es kein Zuhause mehr oder es wartet keiner mehr dort.

Wenn die letzten Tage mir etwas gezeigt haben, dann das man mit weniger, viel weniger trotzdem überleben und auch leben kann. Unser Wohlstand den wir als mindest Standard ansehen ist nicht einfach für jeden gegeben. Auch ist er nicht für jeden zu haben. Man sollte dankbarer sein und öfter das zu schätzen zu wissen was man alles hat.

Einfach beim nächstenmal, wenn man mal wieder frustriert ist drüber nachdenken, daß es nicht weit von uns Menschen gibt, die dem kommenden Winter ausgeliefert sind. Die sich freuen würden, wenn teurere Energiekosten oder Lebensstandards das größte Problem werden.

Dankbarkeit und das Wissen weiter zu machen, für diejenigen, die Hilfe brauchen ist was von dieser Reise im Herzen und Kopf bleibt.


Danke an Gunther unserm Chef mit Herz, ohne Ihn wäre das alles nicht möglich !!!

Danke an Dirk und seinen tollen Charakter das Herz auf der Zunge

Danke an Didi unsern Ruhepol er erdet die Truppe

Danke an Roland unser Organisationstalent in allen Lagen

Danke an Michael unsern eifrigen Elektriker mit eifrigen Tatendrang

Danke an Thomas seinen eifrigen Gedanken die sprudeln wie ein Vulkan

Danke an Frank unser offenes Ohr und seine treu ehrliche Art

Danke an Stephan unsern tapfereren Fahrer auf allen Kilometern am Steuer


Danke an Alle, daß ich ein Teil sein darf, dieses Teams. Danke an jeden einzelnen Helfer und Leser.


Slava Ukraini 🇺🇦 Heroyam slava!

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1 Kommentar


Nati Schultz
Nati Schultz
06. Nov. 2022

Danke für den wunderbaren Reisebericht!

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