Was schon nicht in der Überschrift zusammenpasst, macht auch in der Realität keinen Sinn und hinterlässt Spuren. Am 5. März erreichten erste russische Panzereinheiten den Dorfrand von Buzova und rückten sehr zügig über die M 60 in Richtung Kiev vor.
In den Nachtstunden hatte die ukrainische Armee an die Verwaltung der Gemeinde Waffen ausgegeben, aber gegen die anrückenden gepanzerten Einheit war man zunächst machtlos. Schon von weitem wurden alle hohen Häuser von den Panzern mit Spreng- und Brandmunition angegriffen. Ziel war es, so vermutet Mykola, ein pensionierter Lehrer aus Buzova, dass man „Aussichtspunkte“ vernichten wollte. Dass dabei jedoch nur Wohnhäuser zerstört wurden, war den sehr aggressiv auftretenden Truppen gleichgültig. Auf der ganzen Strecke durch die Gemeinde und auch weit darüber hinaus, wurden alle Lagerhäuser für Lebensmittel, Lebensmittelproduktion, Wassertürme und soweit von der Straße einsehbar, Krankenhäuser unter Beschuss genommen. Auch die Mittelschule in der Mykola viele Jahre als Lehrer gedient hatte, bekam in drei Angriffswellen über 30 Treffer ab.
Leider wohnte Mykola im Obergeschoß eines größeren Mehrfamilienhauses. Auch seine Wohnung (gerade erst fertig renoviert) bekam einen direkten Treffer ab und ist zu großen Teilen einfach nicht mehr da. Wir trafen Myokla zum ersten Mal im Mai.
Mit seiner Herzlichkeit und seinem unwiderstehlichen Optimismus hat er nicht nur uns in den Bann gezogen. Er ist ein Musterbeispiel für so viele Ukrainer, die extrem tapfer, einfach drei Tage nach dem die Russen weg waren, Besen und Schaufel in die Hand genommen haben.
Mittlerweile wohnt Mykola in einem kleinen Haus, das seinem Sohn gehört, der aber z.Zt. nicht im Land ist. Der Blumengarten ist eine Gemüseplantage. Aus einer kleinen Spende durch uns hat er ein Heizungssystem finanziert, was ihn, seine Familie aber auch die Nachbarn im kommenden Winter versorgen kann. Wenn er nicht im Garten ist, ist er mit Tränen in den Augen in der Schule und räumt mit auf. Aufgeben steht nicht zur Debatte.
Taras, der Gemeindeleiter ist ein weiteres Beispiel. Er hat seine Gemeinde nicht verlassen und war jeden Tag in seinem Büro für die Menschen erreichbar. In seinem Büro sind noch heute die Einschusslöcher zu sehen.
„Die kommen erst weg, wenn wir gewonnen haben!“ Taras hat uns durch seine Gemeinde geführt. Fast jeder kennt ihn, hat Respekt und scheint ihn zu mögen. Er ist ein Macher. So hat er ein Projekt auf die Beine gestellt um Hinterbliebenen eine Wohnung oder ein Haus zu bieten, wenn nicht nur deren Ehemann gefallen ist, sondern auch die eigene Unterkunft zerstört wurde. Unermüdlich dankt er uns nicht nur für die Spenden, sondern vor allem auch für unsere Solidarität und für unsere Geduld. Geduld wenn wir ihm zuhören und während man spürt wie all seine Sorgen, aber auch seine Träume aus ihm herausbrechen. Er will SEINE Gemeinde nach vorne bringen und er wäre sehr glücklich wenn unsere Stadt, wenn UNSER Sankt Augustin der Gemeinde Dmytrivka die Hand reichen würde, für eine Städtepartnerschaft.
Er hat Geduld und für ihn zählt der Wille mehr als alles andere.
„Wir brauchen moralische Unterstützung genauso wie Panzer!“
Panzer haben wir keine in unserem Verein – aber unsere Hand hat seine Gemeinde sicher.
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