Wo fängt man an und wo hört man auf?
Die Frage nach dem Warum, das kann ich versprechen, wird weder am Anfang noch am Ende der Erlebnisse geklärt.
Es war ja schon bis zu unserer Tour nach Hostomel ein Tag mit vielen Emotionen.
Wir sahen die Zerstörungen die so sinnlos erscheinen, weil sie es schlicht und einfach sind! Da gibt es nix zu diskutieren oder nach irgendwelchen politischen Zwangsreaktionen zu suchen. Hier wurde unschuldigen Menschen der Grund und Boden, die Existenz unter dem Allerwertesten weggeschossen. Wenn man Kinderbetten in Bunkern sieht oder Sandsäcke vor Kindergarteneingängen, dann macht das was mit einem. Ich wäre die 2000 km am liebsten kurz nach Hause gerannt und hätte meine Töchter ganz fest umarmt.
Nun ja, wie erwähnt war der Tag bis dahin schon emotional. Als wir uns nun endlich auf den Weg nach Hostomel machten, herrschte im Auto schon eine gespannte Atmosphäre. Wir wollten die traurigen Überreste der Antonov sehen und uns mit ein paar Soldaten über ihr Leben zur Zeit unterhalten. Einfach mal die Sichtweise und Geschichten derer hören, die wir seit Monaten unterstützen. Auf dem Weg sahen wir immer wieder Zerstörung, mal waren es Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, mal waren es Geschäfte. Willkürlich und ohne Verstand und ich denke meine Sichtweise liegt jetzt nicht daran, dass ich kein Stratege im Militärdienst bin. Eine relativ kleine Straße führt zum Flughafen, dort warten schon zwei sehr nette Soldaten auf uns. Gemeinsam fuhren wir auf das Gelände, parkten und setzen unser Tour zu Fuß fort. Man zeigte uns die Überreste der Befreiungsarmee Putins, einen abgeschossenen Hubschrauber der im Gebüsch lag.
Nach wenigen Minuten standen wir am Hangar, dort lag Sie die Anotov An-225 „Mrija“ völlig zerstört.
Wow dieses stolze Flugzeug was ich hab Jahre zuvor landen sehen, einfach zerstört. Traum das ist die Bedeutung von Mrija, dieses Flugzeug stand für den Traum der Menschheit nach Freiheit, hoch oben über den Wolken. Es war eben nicht nur ein Flugzeug, es war ein Symbol für eine ganze Nation und auch für den Rest der Welt. Die Maschine knarzte an allen Ecken und Enden als der Wind durch pfiff. Mittlerweile regnete es und es gab einem das Gefühl von Leere. Aber das sollte noch schlimmer werden.Ich weigere mich das Wort Wrack zu schreiben, denn ich hörte das man den Traum wahrmachen wollte und aus Teilen der Mrija ein neues Flugzeug bauen wollte, gingen wir weiter über den Flughafen. Gerade hier sah man, daß die Gefechte hart und gnadenlos gewesen sein mussten. Die Ukrainer hatten es geschafft, russische Truppen daran zu hindern den Flughafen einzunehmen. Die kleine Ukraine überrannt geglaubt am 14.02.22, schmiss alles in den Ring um den Vormarsch auf Kiew und das Errichten eines Brückenkopfs zu verhindern. Unsere Flughafen-Tour näherte sich dem Ende und wir dankten für die Tour und das erzählen seiner Geschichte, seines Erlebten.
Wir fuhren 2 min. weiter, um uns den Wohnbereich der Angestellten und auch anderer Bürger gezeigt zu bekommen. Was wir nun sahen stellte vieles in den Schatten. Man hatte es geschafft Häuser völlig zu zerstören.
Hier waren eben nicht zwei Schüsse in das 6 Obergeschoss gegeben wurden. Vielmehr wurde hier versucht, einfach alles bis auf den letzten Rest, zu zerstören. Neben komplett eingestürzten Hauswänden, fehlten einfach ganze Häuser, da diese einfach vernichtet wurden. Ich erzähle hier von Häusern in denen mehrere Menschen in Wohnungen lebten, Häuser die anhand der Überreste erahnen lassen, daß sie einmal prunkvoll gestanden haben. In den Trümmern liegen Spülen und Kühlschränke auch findet man Küchenutensilien.
Ich sehe einen Koffer auf einer Treppe liegen, vielleicht war keine Zeit mehr ihn mitzunehmen in der Hektik der Angriffe. Kuscheltiere, Spielzeug lassen nun in meinem Vaterherz wirklich alles brechen. Ein Spielplatz vor dem Haus, ein Platz an den Kinder, Kinder sind. Erwachsene zusammen sitzen und plaudern, wird zum Sinnbild dieser mutwilligen und eiskalten Zerstörung. Neben alle dem thront ein Denkmal. Wie wir erfahren ein Geschenk Russlands, das die Brüderlichkeit der beiden Nationen zeigen soll. Unser Dolmetscher spricht mich direkt an und sagt ich solle genau hinsehen, was Brüderlichkeit für Putin und seine Armee bedeutet. Ich bin völlig sprachlos, mir fehlen die Worte darauf etwas zu sagen. Wir umarmen uns und schweigend gehen wir weiter die Straße entlang. Am Ende entdecke ich ein Bild auf einer Hauswand, eine Dame mit Gasmaske.
Davor steht ein realer Stuhl aus den Trümmern, surreal und soviel sagend. Auf dem Rückweg herrscht absolutes Schweigen, ich denke jeder von uns versucht das Gesehene zu verarbeiten. Für mich zu diesem Zeitpunkt unmöglich. Darum nehme ich mir nach der Ankunft am Hotel auch erstmal ein paar Minuten für mich alleine. Ich war da, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen und ich habe die Geschichten derer gehört die sie selbst erlebt haben. Das ist etwas, was ich mitnehme und nie vergessen werde. Das ist etwas was mich nachdenklich macht. Ich habe einen Traum eine Hoffnung, das wenn es diese Generation Mensch heute immer noch nicht begriffen hat, dass meine Töchter und ihre Generation vielleicht etwas ändern an dem System von heute.
Ich werde jedenfalls alles dafür tun ihnen diese Möglichkeit zu geben. Und wie eben am Anfang erwähnt, bleibt immer noch das
WARUM?
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